Ein wertvoller Mensch fehlt

Hommersum: Manche Menschen sind immer da. Sie gehören einfach dazu. Sie sind irgendwie unsterblich.

Wenn der Tod dann doch kommt, kann man es nicht begreifen – so wie bei der Hommersumer Wirtin Regi Evers.

Am 29.4.1932 geboren, Lehre zur Bäckereiverkäuferin, 1965 Gaststätte von der Mutter übernommen und dabeigeblieben, 7. November 2023 gestorben. Das sind die schlichten Lebensdaten.

Sie sagen jedoch nichts über den Menschen Regi; dass sie über 50 Jahre für die Hommersumer der Treffpunkt schlechthin war, dass sie nicht mit einem Mann, sondern mit ihrer Gaststätte und ihren Gästen verheiratet war, dass sie jeden kannte und alles wusste, dass sie für jeden ein freundliches Wort hatte – dass sie einfach dazu gehörte.

Hochzeiten, Jubiläen, Vereinsfeste oder Beerdigungskaffee. Wo? Natürlich „bei Regi“! Wo liegt der Hommersumer Dorfplatz? „Bei Regi!“ Wo feiert man Kirmes und Erntedank? „Bei Regi!“ Wo wurde die Ausstellung zur 900-Jahr-Feier aufgebaut? „Bei Regi!“ Ringsum schlossen die Kneipen und wer machte weiter? „Regi!“ Gerade kleine Ortschaften wie Hommersum erhalten durch solche Mittelpunkte und durch solche Menschen ihr unverwechselbares Gesicht.

Wenn sie auch im hohen Alter mit körperlichen Gebrechen zu kämpfen hatte, blieb sie doch bis zu ihrem letzten Tag „die Regi“, die immer ein offenes Ohr für alle Probleme hatte und die um keinen guten Ratschlag verlegen war. Sie hatte ein großes Herz und viel Verständnis: wenn’s Portemonnaie mal leer war, legte sie den „Deckel“ in die Schublade – auch mal für länger. Natürlich werden die Kinder sie vermissen, da Regi ihnen immer wieder ein Eis oder „Schnupp“ in die Hand drückte.

Ihre Erinnerungen waren anscheinend unauslöschlich in ihr drin, da sie noch haarklein alles parat hatte, was vor einem Monat oder auch vor Jahrzehnten in Hommersum passiert war. Sie kannte unendlich viele Geschichten über alle, die hier zu Hause sind oder waren. Was sie erzählte war immer äußerst interessant aber nie verletzend. Gemeinheiten waren nun mal nicht ihr Ding. Erstaunlich war auch ihr Repertoire an Kalendersprüchen und Bauernregeln. Zu allen Gelegenheiten hatte sie einen Satz parat, zumeist in platt.

„Bei Regi“ war der Ort, wo man Hommersumer Informationen austauschte – und irgendwie bleibt das zum Glück sogar: „Heute Bier bei Regi“ (HBbR) heißt die WhatsApp-Gruppe, in der man alles Hommersum-relevante erfahren kann.

Sie gehörte einfach dazu. Und dann ist sie plötzlich nicht mehr da. Noch kann man es nicht begreifen.

Text: Manfred Kotters

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